12. Gitarrenbauwettbewerb der
European Guitar Teachers Association (EGTA-D)
für Schülergitarren
Der 12. Gitarrenbauwettbewerb der EGTA-D ist zu Ende.
Er war wieder für Schülergitarren aller Mensurlängen bis maximal 64 cm ausgeschrieben. Die Jury unter Vorsitz von Michael Koch (zweiter Bundesvorsitzender der
EGTA, Gitarrendozent an Konservatorium und Musikhochschule Mainz) bestand aus Thomas Cieslik (Gitarrenlehrer in Krefeld), Bernd Kresse (Gitarrenbauer
in Köln), Karl Sandvoss (Vorstand des Instituts für Saiteninstrumente Gitarre & Laute – ISIGL) und Andreas Stevens (Gitarrenlehrer an der Musikschule Düsseldorf). Zwei Teilnehmer hatten 15 Gitarren zum Wettbewerb angemeldet und schließlich 12 eingesandt.
Die Bewertung durch die Jury, organisatorisch betreut durch Dr. Helmut Richter (Bundesgeschäftsführer der EGTA), erfolgte im Februar im Willy Brandt-Berufskolleg der Stadt Duisburg. Sie erbrachte folgendes Ergebnis:
Es wird acht Gitarren das Prädikat „Von der EGTA empfohlenes Modell 2015/2016“ zuerkannt.
Es sind:
Mensurlänge 47 cm:
- La Mancha Rubi CM 47
Mensurlänge 53 cm:
- La Mancha Rubi CM 53
- La Mancha Rubi S 53
Mensurlänge 59 cm:
- La Mancha Rubi CM 59
- La Mancha Rubi S 59
Mensurlänge 63 cm:
- La Mancha Rubi CM 63
- La Mancha Rubi S 63
- La Mancha Zafiro S 63
_____
Die Gitarrenbauwettbewerbe der EGTA sind so angelegt, dass nur die empfohlenen Instrumente öffentlich Erwähnung finden. Hersteller von Gitarren, die keine Empfehlung erhalten haben, werden jedoch von der EGTA umfassend über die Gründe für den Nicht-Erfolg ihrer Instrumente informiert, um ihnen auf diese Weise Gelegenheit zu geben, die weitere Fertigung gezielt zu verbessern.
Mit ihren Gitarrenbauwettbewerben verfolgt die EGTA grundsätzlich die Ziele:
weitere Qualitätsverbesserung und leichtere Orientierung für Käufer von Schülergitarren.
Nachstehend noch ein paar Informationen zum Umgang mit dem Text der folgenden Seiten, auf denen die empfohlenen Gitarren dargestellt werden:
„Daten“.
– Hier finden sich die Angaben wieder, die der jeweilige Instrumentenhersteller bzw. Anmelder der EGTA über Materialien und Verarbeitung seiner Wettbewerbsgitarre gemacht hat. Hinzu kommen die Angabe des Endverkaufspreises und eine Auflistung der genauen Instrumentenmaße. Diese Maße wurden durch die Jury ermittelt. Sie sind besonders dann von Interesse, wenn man sie mit den Angaben der nachstehenden Maßtabelle für Gitarren, orientiert an der „Tabelle der Gitarrengrößen nach EGTA/Lind“ vergleicht, die der Wettbewerbsausschreibung zu Grunde liegt – bzw. wenn man auf der Suche nach einer möglichst gut „passenden“ Gitarre ist.
„Jurybeurteilung“.
– Hier spricht die Jury alle Eigenschaften an, die ihr für die jeweilige Gitarre bemerkenswert erscheinen.
Die Jury orientiert sich in ihrer Arbeit am Bewertungsbogen der EGTA, der u.a. folgende Punkte umfasst: Stimmbarkeit, Ausgeglichenheit von Einzelsaiten und Saitenübergängen, Klangbeimischungen („Saitenschlagen“ gegen die Bünde auf Grund zu tiefer Saitenlage oder nicht kontrollierter Resonanzen, z.B. sog. „Wolfstöne“), klangliche Eigenschaften in tiefer, mittlerer und hoher Lage, Trennschärfe bei Akkorden, Spielbarkeit in der linken, Ansprache in der rechten Hand, Formbarkeit des Klangs (z.B. durch Wechsel der Anschlagstelle), Verarbeitung, Erscheinungsbild usw.
Die Jury bewertet alle Gitarren immer auch unter dem Aspekt des Endverkaufspreises. Daraus ergibt sich, dass an Gitarren unterschiedlicher Preislagen auch unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden.
Wenn in den nachstehenden Beurteilungen der empfohlenen Gitarren nicht alles positiv erscheint, so liegt das in der Natur des Wettbewerbs begründet: Bei Schülergitarren bleiben, auch wenn sie im Einzelfall als „empfehlenswert“ eingestuft wurden, zwangsläufig Wünsche offen.
Vor der Darstellung der prämierten Gitarren sollen aber noch ein paar Punkte angesprochen werden, die aus Sicht der Jury beim diesjährigen Wettbewerb von Bedeutung waren:
Verarbeitung:
Die durchschnittliche bauliche Qualität der Wettbewerbsinstrumente ließ wenig zu wünschen übrig: Die Verarbeitung aller Wettbewerbsgitarren erschien gut bis sehr gut.
Abmessungen:
Die EGTA-Maßvorgaben wurden fast bei allen Gitarren eingehalten (die Jury tolerierte – wie schon immer – Abweichungen bis zu zehn Prozent). Wenige „Ausreißer“ (Hals zu dick, Saitenlage zu eng), verhinderten allerdings wieder zuverlässig eine Empfehlung durch die Jury. Geräuschbeimischungen im Klang (Saitenschlagen gegen die Bünde, unkontrollierte Resonanzen u.ä.), zu hohe Obersättel und teils auch Stege waren ein weiterer Ablehnungsgrund.
Klang:
Die klangliche Qualität der eingereichten Gitarren entsprach wieder dem, was sich schon beim letzten und vorletzten Wettbewerb ergeben hat: Auf der einen Seite die prämierten Instrumente mit zum Teil beeindruckenden klanglichen Qualitäten, auf der anderen Seite Gitarren, deren brillante äußere Erscheinung in krassem Gegensatz zu ihrem schwächlich-dünnen Klangbild stand.
Saiten:
Offenbar ist es für die Hersteller weiterhin ein Problem, ihre Instrumente wirklich passend zu besaiten: Wenn Gitarren mit kurzer Mensur Saiten aufgezogen werden, die für eine 65er konzipiert wurden, dann sorgt das – vor allem bei entsprechender baulicher Konzeption – für einen dürftigen Klang.
Die Klage der EGTA-Jurys über unangemessene Besaitung ist so alt wie der Wettbewerb. Trotzdem sei es auch an dieser Stelle noch einmal gesagt: Nicht die Gitarre erzeugt den Klang, sondern die Saiten, die Gitarre formt und überträgt ihn lediglich. Eine gute Gitarre – sprich: eine Gitarre mit guten Übertragungseigenschaften – lässt alles deutlich werden: den Klang guter Saiten als guten Klang, den Klang schlechter Saiten als schlechten Klang. Eine gute Gitarre klingt also mit schlechten bzw. nicht passenden Saiten wie eine schlechte Gitarre, nur mit guten Saiten klingt sie gut. Und eine schlechte Gitarre klingt natürlich immer schlecht, egal, wie sie besaitet ist.
Wie auch schon mehrfach ausgeführt, stellen bei resonanzfreudigen „kleinen“ Gitarren bis hinunter zur 53er Mensur Karbonbesaitungen im Diskant fast immer die ideale Lösung dar. Erst ab dieser Mensurlänge hin zu den noch kleineren Gitarren werden dann Kindergitarrensaiten mit umsponnener dritter Saite nötig, Und auch da ist bei erster und zweiter Saite wiederum Fluorkarbon (so heißt der Werkstoff eigentlich) der Vorzug vor Nylon zu geben – Nylon schöpft auf Grund seiner geringeren Dichte das klangliche Potenzial der kleinen Korpusse viel zu wenig aus.
Eine Scheu vor dem vermeintlich „spitzen“ Klang von Karbonsaiten ist umso weniger angebracht, je kleiner die Gitarre ist. Denn Anfänger spielen – je jünger, desto mehr – mit Kuppenanschlag. Da ist fast jedes Mittel recht, das dem Klang zu mehr Helligkeit verhilft. Und wenn eine g-Saite aus Nylon oder auch Fluorkarbon auf Grund ihrer Kürze und damit relativen Steife auf kleinen Mensuren sich als klanglich unergiebig erweist, sollte man lieber auf einer umsponnenen dritten Saite spielen lassen. Deren klangliche Härte wird durch den Kuppenanschlag neutralisiert und verschwindet nach und nach ohnehin, wenn die Saite „abgespielt'“ wird.
Intonation:
Beim 2. Gitarrenbauwettbewerb der EGTA im Jahr 1993 hat mit der „Höfner MS III“ eine 65er Gitarre die Auszeichnung der EGTA-Jury erhalten, die mit FABS (Free Adjustable Bridge Saddle, d.h. frei verstellbarer Stegsattel) ausgerüstet war. Beim 11. Wettbewerb konnte die Jury wieder Gitarren auszeichnen, die mit dem FABS-System aufwarteten, Dieter Hopfs „Bronco FABS“ – die nach dem Wettbewerb aber nie in den Handel gelangt sind, warum auch immer. Dieses Jahr war keine mit FABS ausgerüstete Gitarre am Start. Und entsprechend musste die Jury wieder feststellen, dass Schülergitarren – je kürzer die Mensur, desto mehr – in hohen Lagen falsch intonieren.
Dabei gehört FABS mehr und mehr zur Ausrüstung hochwertiger Konzertgitarren. Schon seit jeher empfiehlt die EGTA, FABS auch bei Schülerinstrumenten zu verwenden. Aber offenbar ist die Zeit noch immer nicht reif dafür.
Michael Koch
(Vorsitzender der Jury)
Alle beim 12. Gitarrenbauwettbewerb von der EGTA-Jury ausgezeichneten Gitarren gehören zu Modellreihen. Daher werden im Folgenden die Eigenschaften dieser Modellreihen, also sozusagen deren „Familieneigenschaften“ aus Sicht der Jury dargestellt. Er wird nur dort auf die einzelnen Instrumente eingegangen, wo deren Eigenschaften sich von denen ihrer „Familie“ unterscheiden.
La Mancha Rubi CM
Daten:
Decke: Kanadische Zeder Boden und Zargen: Mahagoni (gesperrt)
Hals: Toona Kalantas Kopf: Toona Kalantas
Griffbrett: Palisander Saitenhalter: Palisander
Sattel: Knochen Steg: Rinderknochen
Bünde: Neusilber Mechanik: La Mancha
Saiten: Savarez Prodige 500 AXS (Mod. 47 u. 53), Savarez Prodige 540 AS (Mod. 59 u.63)
Oberflächenbehandlung: PU-Lack, matt
Maße in mm (Mod. 47 / Mod. 53 / Mod. 59 / Mod. 63):
Mensurlänge: 470/530/590/630; Korpuslänge: 345/395/445/475; mittlere Zargenbreite: 70/77/85/92; maximale Korpusbreite: 260/295/325/360; Saitenlagenbreite am Sattel: 39/39/42/43; Saitenlagenbreite am Steg: 55/55/57/59; Halsdicke am 1. Bund: 18/20/21/22
Endverkaufspreis: alle Modelle 239,00 EURO
Jurybeurteilung:
Gut stimmbar – ausgeglichener Klang längs der Einzelsaiten – ausgeglichene Saitenübergänge – sehr geringe Klangbeimischungen bei Mod. 47 und 53, deutliche Klangbeimischungen auf „gis“/„a“ bei Mod. 59 und 63 – Klang durchweg ausgesprochen kräftig (je nach Größe), sehr ausgewogen, direkt und lebendig, „zedrig“, aber lang anhaltend – allgemein gute bis sehr Trennschärfe (je nach Größe), Mod. 53 erstaunlich gut – gute Balance zwischen Bass und Diskant – gute klangliche Formbarkeit – leichte Ansprache rechts, gute Spielbarkeit links – durchschnittliche Intonationsreinheit in hohen Lagen bei Verwendung der vom Hersteller aufgezogenen Saiten – gute Gewichtsverteilung, eher leichter Korpus – gute Verarbeitung, dünne, etwas raue Mattlackierung.
Fazit: Schon ab der 53er-Größe beeindruckende Klangqualität, sehr gute Spielbarkeit, gute Verarbeitung. Gitarren, die Spielfreude vermitteln. Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis.
Bezug: Fachhandel
La Mancha Rubi S
Daten:
Decke: Fichte
Boden und Zargen: Mahagoni (gesperrt)
Hals: Toona Kalantas Kopf: Toona Kalantas
Griffbrett: Palisander Saitenhalter: Palisander
Sattel: Knochen Steg: Rinderknochen
Bünde: Neusilber Mechanik: La Mancha
Saiten: Savarez Prodige 500 AXS (Mod. 53), Savarez Prodige 540 AS (Mod. 59 u.63)
Oberflächenbehandlung: PU-Lack, hochglänzend
Maße in mm (Mod. 53 / Mod. 59 / Mod. 63):
Mensurlänge: 530/590/630;
Korpuslänge: 395/445/470; mittlere Zargenbreite: 78/85/90; maximale Korpusbreite: 290/325/360; Saitenlagenbreite am Sattel: 39/42/43; Saitenlagenbreite am Steg: 55/57/60; Halsdicke am 1. Bund: 20/22/23
Endverkaufspreis: alle Modelle 269,00 EURO
Jurybeurteilung:
wie La Mancha Rubi CM, aber:
Durchgängig wenig Klangbeimischungen – angenehmer, glockiger Klang, kultiviert und hell, aber ohne Neigung zur Schärfe, lang anhaltend, Bässe wenig brillant – durchschnittliche Trennschärfe – eher indirekte Ansprache bei edler Grundklangfarbe und etwas reduzierter klanglicher Formbarkeit – grenzwertige Halsdicken – helles, freundliches Erscheinungsbild
Fazit: Schöne Gitarren, ausgewogenes, edles Klangbild, sehr angenehm zu spielen.
Gutes Preis-/Leistungsverhältnis.
Bezug: Fachhandel
La Mancha Rubi Zafiro S 63
Daten:
wie La Mancha Rubi S 63, aber:
Boden und Zargen: indon. Palisander (gesperrt)
Mechanik: La Mancha deluxe
Jurybeurteilung:
Gute Stimmbarkeit – ausgeglichener Klang längs der Einzelsaiten – ausgeglichene Saitenübergänge – wenig Klangbeimischungen bei „fis“/“g“ – hell, elegant und lang klingend, keine Neigung zur Schärfe, lebendiger Bass, insgesamt überzeugend – gute Trennschärfe – geringfügig indirekte Ansprache bei edler Grundklangfarbe und guter klanglicher Formbarkeit – grenzwertige Halsdicken – helles, schönes Erscheinungsbild
Fazit: Schöne Gitarre mit überzeugenden klanglichen Qualitäten, sehr angenehm zu spielen. Sehr gutes Preis- /Leistungsverhältnis.
Bezug: Fachhandel