Internationaler Jugendwettbewerb für Gitarre "Andrés Segovia"
vom 25. - 28. Mai 2016 in Monheim erfolgreich zu Ende gegangen
Copyright Fotos:
Steffen Brunner
(zur Vergrösserung der Bilder bitte auf die Bilder klicken)
Mit einem fulminanten Preisträgerkonzert ging am Samstagabend, dem 28. Mai im Kulturzentrum der Stadt Monheim der IX Internationale Jugendwettbewerb für Gitarre "Andrés Segovia" zu Ende. Zuvor hatten etwa 80 Teilnehmer/innen aus 26 Ländern in den dreitägigen Wertungsspielen
ihr außergewöhnliches Talent und Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Der Bürgermeister der Stadt Monheim ließ es sich nicht nehmen, den Wettbewerb am Mittwoch, dem 25. Mai abends zu eröffnen und die zahlreichen nationalen und internationalen Gäste gemeinsam mit Prof. Alfred Eickholt zu begrüßen. Der Vorsitzende der EGTA D und gleichzeitig auch künstlerische Leiter des Wettbewerbes dankte besonders dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt, dass Monheim zur Austragung dieses so wichtigen Projektes der Hochtalentförderung unseres Instrumentes bereit gewesen sei.
Die Begrüßung wurde musikalisch umrahmt vom Gitarrenduo Golz Danilov, beide ehemalige Preisträger dieses Wettbewerbes und mittlerweile schon Preisträger professioneller internationaler
Wettbewerbe.
Wenn man in den vergangenen Jahren immer wieder die besonderen Leistungen der jungen Künstlerinnen und Künstler bewundern konnte, war dies auch in diesem Jahr nicht anders.
Allerdings war diesmal die Leistungsdichte gerade in der mittleren Altersgruppe der 14 - 16 jährigen besonders frappierend. Nicht weniger als siebzehnmal hatte die Jury hier die höchste Leistungsstufe vergeben müssen, die in der Regel denjenigen vorbehalten bleibt, die dann auch mit Preisen oder Stipendien ausgezeichnet werden.
Obwohl dieser Wettbewerb ja traditionell in allen Altersgruppen 5 Preise vergibt, war es für die Jury wahrlich nicht einfach, gerade hier die richtige Wahl zu treffen. Erfreulicherweise waren aber auch die Stipendiengeber einiger bekannter deutscher Festivals entsprechend großzügig und haben das ein oder andere Mal tief in die Tasche gegriffen und ihre Stipendien noch um Zuschüsse für die Fahrtkosten erweitert, wie es z.B. für das Festival in Koblenz geschehen ist. So gab es insgesamt Geld und Sachpreise von mehr als 20.000 € was diesem so hochkarätigen Wettbewerb unbedingt "gut zu Gesicht" steht.
Neben dem ohnehin schon sehr hohen Niveau der Teilnehmerbeiträge, hatten sich die Veranstalter
noch eine besondere Überraschung einfallen lassen, denn einige der Juroren waren bereit, am Donnerstagabend ein außergewöhnliches Experiment zu wagen. Sie gaben ein Konzert, in dem sie nur einen kleinen Teil eines "normalen" Konzertabends gestalteten, ähnlich wie beim Klassenvorspiel Ihrer Studierenden. Diese besondere Geste den Veranstaltern und den Teilnehmern/innen gegenüber, kam beim Publikum sehr gut an.
So spielten an diesem besagten Abend sieben der hochkarätigsten Vertreter unseres Faches in einem Konzert. Die so unterschiedlichen und bestens ausgewählten Beiträge wurden trotz der Konzertdauer von mehr als 2 Stunden vom Publikum begeistert aufgenommen. In der ersten Hälfte hatten Gerhard Reichenbach, Roman Viazovskyi und Alvaro Pierri mit Originalwerken und fantastischen Arrangements von Werken von Bach, Regondi, Villa Lobos, Piazzolla bis hin zu Ginastera, Vassiliev und Thelonius Monk für einen fulminanten Auftakt und Begeisterungsstürme gesorgt.
Das setze sich nach der Pause mit Alexander Ramirez, Costas Cotsiolis und dem Duo Irina Kircher und Alfonso Montez und Werken von Yocoh, Villa Lobos, Brouwer und Montez nahtlos fort.
Eine traditionelles Lullaby von Alfonso und Irina nicht nur als Gitarrenduo gespielt sondern auch zweistimmig gesungen war ein idealer Schlusspunkt eines langen, aber umso gelungeneren Abends.
Wie schon erwähnt, war die Dichte der herausragenden Leistungen in der 2. Altersstufe extrem hoch. Alle Preisträger und Stipendiaten hatten ihre besonderen Auszeichnungen mehr als verdient.
Der junge Bulgare Georgi Dimitrov stellte sich in diesen Tagen mit einem auf hohem Niveau dargebotenen Programm von Werken von Bach (Suite BWV 996 Prélude/Presto und Gigue), Tárregas Fantasie über "La Traviata", dem Pflichtstück "Muneira" von Mompou und dem "Fandango" aus den "Tres Piezas Españolas" von Rodrigo als Sieger eines breiten Feldes von Spitzendarbietungen heraus.
Aus deutscher Sicht waren es hier auch besonders Leon Jänicke und Ronja Schubert, die mit ihren Programmen u.a. mit Bachs "Chaconne" und seiner "Fuge" aus BWV 1001 für herausragende Ergebnisse (4. Preise) sorgten.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Altersgruppe II
1. Preis: Georgi Dimitrov | Bulgarien
2. Preis: Jeseok Bang Republik | Korea
2. Preis: Lucia Štivević | Kroatien
4. Preis: Leon Jänicke | Deutschland
4. Preis: Ronja Schubert | Deutschland
Auch in der 3. und 1. Altersstufe waren die Beiträge der Teilnehmer/innen wieder einmal auf so professionellem Niveau, dass alle diejenigen, die den Wettbewerb seit Jahren begleiten, immer wieder auf's Neue darüber erstaunt sind, was sich in den vergangenen Jahren bei den jungen Talenten an Entwicklungen, nicht nur in technischer Hinsicht getan hat.
So war beispielsweise auch das Finale der Altersgruppe III am Samstagmorgen von erlesener Qualität. Der großen Jury (alle Juroren/innen aller Altersgruppen, der Präsident des Deutschen Musikrates Prof. Martin Krüger, weitere Kollegen von Festivals sowie Fachjournalisten), die ja traditionell das Finale bewerten ist es sicher nicht leicht gefallen hier die "richtigen" Preisträger/innen zu ermitteln.
Obere Reihe: Von links nach rechts: Georg Schmitz, Martin Maria Krüger, Georg Thomanek, Alfred Eickholt, Eugenia Kanthou, Alexander Ramirez, Constantin Dumitriu, Hans Wilhelm Kaufmann, Roman Viazovskyi, Paul Fowles, in der unteren Reihe von links nach rechts: Alvaro Pierri, Gerhard Reichenbach, Alfonso Montez, Costas Cotsiolis, Heinz-Jürgen Küpper, Steffen Brunner
Kevin Loh aus Singapur, der schon seit einem Jahr an der Royal Academie in London studiert, hat aber sicher verdient den 1. Preis gewonnen, da sein Vortrag makellos und in Gestaltung und Technik zudem auch höchst professionell dargeboten war.
Emma Schützmann konnte sich als einzige Deutsche Preisträgerin in dieser AG über einen
4. Preis freuen.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Altersgruppe III
1. Preis: Kevin Kai Wen Loh | Singapur
3. Preis: Yfei Pei | China
3. Preis: Domenik | Carević Kroatien
4. Preis: Martin Caba | Tschechien
4. Preis: Emma Schützmann | Deutschland
Auch der EGTA Sonderpreis wurde in dieser Altersgruppe vergeben. Ihn erhielt der junge Belgier
Siebe Chau, der mit einer fulminanten Interpretation des Werkes "Electric Suite" von Nuccio D'Angelo überzeugen konnte.
Bei den unter 14 Jährigen der 1. Altersgruppe hätten sicher alle Preisträger und viele darüber hinaus eine individuelle Darstellung an dieser Stelle verdient. Aber besonders aus deutscher Sicht darf man sich über die tolle Leistung von Leonora Spangenberger freuen, die gemeinsam mit
Stan Geudens aus Belgien den 1. Rang belegte.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Altersgruppe I
1. Preis: Stan Geudens | Belgien
1. Preis: Leonora Spangenberger | Deutschland
3. Preis: Urban Reiter | Slovenien
4. Preis: Filip Mišković | Kroatien
5. Preis: Damjan Stanković | Serbien
Wie überhaupt die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen ausgezeichneten Eindruck hinterließen und das bezieht sich nicht nur auf die Preisträger/innen (ein 1. Preis und drei 4. Preise) sondern auch auf die sehr guten Ergebnisse in den Bewertungen unserer nationalen Talente insgesamt und durch alle Altersgruppen.
Nach dem Finale der AG III wartete man nun natürlich mit Spannung auf die Beantwortung der Frage nach der Vergabe des Sonderpreises, einer Meistergitarre des rumänischen Bauers Constantin Dumitriu. Zu diesem Zweck war er selbst Mitglied dieser Finaljury und er entschied auch ganz allein über diesen großartigen Preis, der ja schon vom Geldwert den Rahmen der Preisgelder übersteigt. In diesem Jahr war die glückliche Gewinnerin Ema Kapor aus Serbien, die mit ihrer wunderschönen Darbietung von "El Ultimo Tremolo" von Agustin Barrios Mangore dann am Abend des Preisträgerkonzertes die Gitarre erstmalig einem großen Publikum vorführte.
Eine ganz besondere Geste der Förderung des Wettbewerbes hatte sich die Instrumentenbaufirma
Karl Höfner ausgedacht. Ihr Product Manager, Friedemann Pods, der ausgebildeter Gitarrist und Gitarrenbaumeister ist, hatte drei sehr hochwertige Schülergitarren mitgebracht, die am Abend des Preisträgerkonzertes im Publikum verlost wurden. Diese Idee wurde, wie auch das gesamte Konzert vom Publikum begeistert aufgenommen.
An dieser Stelle gilt es auch, noch einmal den besonderen Dank des Verbandes allen Sponsoren
auszusprechen, die diesen Wettbewerb mit Sachleistungen wie besonderen Instrumenten, Notenausgaben, Saiten, aber vor allem auch mit einer Anzahl hochwertiger Stipendien zu Festivals wie in Koblenz, Iserlohn, Nürtingen, Remscheid und jetzt auch Rotenburg unterstützen.
Die Gewinner der Sonderpreise und Stipendien
EGTA-Preis für die beste Interpretation eines Stückes komponiert nach 1970:
Siebe CHAU, Belgien
Meistergitarre des rumänischen Gitarrenbauers Constantin Dumitriu
Ema KAPOR, Serbien
Stipendium für Internationale Gitarrenfestspiele Nürtingen 2016
Radosław WIECZOREK, Polen
Stipendium für Internationales Bergisches Gitarrenfestival 2017
Filip MIŠKOVIĆ, Croatia
Damjan STANKOVIĆ, Serbien
Stipendium für Internationales Gitarren-Festival Iserlohn 2017
Jagoda Agnieszka ŚWIDZIŃSKA, Polen
Stipendium für Koblenz International Guitar Festival & Academy 2017
Beata ATŁAS, Polen
Cristina GALIETTO, Italien
Stipendium für Rotenburger Gitarrenwoche 2016
Emma SCHÜTZMANN, Deutschland
Stipendium für Volos International Guitar Festival July 2017
LOH Kevin Kai Wen, Singapur
Resümee
Naturgemäß ist ja bei einem internationalen Wettbewerb die Zahl der einheimischen Teilnehmer meistens am größten. Das verhielt sich auch hier so. Allerdings dürfen wir resümierend feststellen, dass nicht nur die Anzahl der jungen Künstlerinnen und Künstler aus unserem Lande die stärkste war, sondern auch die Qualität. So dürfen wir ohne jede übertriebene nationale Eitelkeit auch ein wenig stolz auf die sich immer besser und professioneller entwickelnde Nachwuchsarbeit in Deutschland sein. Allerdings darf an dieser Stelle auch nicht die Mahnung und die Forderung zur konsequenten und beharrlichen Stabilisierung der Rahmenbedingungen für eine solche weitere Entwicklung fehlen. Dies gilt nicht nur für die Qualität der Ausbildung sondern auch und gerade für die dafür notwendige Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen in unserer Gesellschaft.
Die Stadt Monheim, allen voran ihr Bürgermeister Daniel Zimmermann mit seinem Rat der Stadt und seiner Kulturabteilung hat hier ein vielversprechendes und gutes Signal gesetzt, in dem sie den Wettbewerb gerne auch in den nächsten 6 Jahren in ihren Mauern beherbergen möchte.
Das ist für den Wettbewerb, vor allem aber auch für die jungen Künstlerinnen und Künstler unseres Instrumentes eine kaum hoch genug zu würdigende Perspektive. Diese Perspektive muss allerdings auch ihre Entsprechung in einer bundesweiten, regionalen wie föderalen Kulturpolitik finden, die Talentförderung aus einer stabilen Breitenförderung auch weiterhin im Auge hat. Dafür bedarf es eben nicht nur einzelner, großartiger Initiativen, wie der von der Stadt Monheim sondern
einer flächendeckenden bewussten Entscheidung für Kultur in unserer Gesellschaft.
Abschließend noch einmal der Dank der EGTA D e.V. an die Stadt Monheim, vor allem auch an das Team um Georg Thomanek, den Leiter der Musikschule und die zahlreichen Helferinnen und Helfer, die als Kollegen/innen, Studierende oder Schüler/innen diesen Wettbewerb erst möglich gemacht haben. Ein ganz besonderer Dank unseres Verbandes gilt auch Heinz-Jürgen Küpper für seine perfekte Organisationsleitung im Vorfeld und während des Wettbewerbes; und der es sich darüber hinaus auch nicht nehmen lässt, seine Qualitäten als Moderator im Preisträgerkonzert zur Verfügung zu stellen.
Ein weiterer herzlicher Dank gilt auch Steffen Brunner, dem ehemaligen künstlerischen Leiter der Nürtingen Festspiele, der diesen Wettbewerb nicht nur als Juror des Finales der AG III sondern in diesem Jahr auch noch mit seinem besonderen künstlerischen Blick als Fotograf begleitet hat.
Alle in diesem Artikel enthaltenen Fotos stammen von ihm. Außerdem kann man auf der website des Wettbewerbes www.segovia-wettbewerb.de auch alle von ihm zur Verfügung gestellten Fotos ansehen.
Der nächste Wettbewerb findet vom Mittwoch, dem 30. Mai - Samstag, den 02. Juni 2018 wieder in Monheim statt.