Nachruf auf Angelo Gilardino
Am 14. Januar 2022 verstarb im Alter von 80 Jahren Angelo Gilardino in Vercelli/Norditalien.
Der Konzertist, Komponist, Essayist, Musikhistoriker und Pädagoge Angelo Gilardino wurde am 16. November 1941 in Vercelli geboren.
Seine lange und vielseitige künstlerische Tätigkeit machte ihn zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten der internationalen Gitarrenszene des 20. und 21. Jahrhunderts.
Nachdem er in den achtziger Jahren seine Konzertkarriere beendete, konzentrierte er sich intensiv auf seine Tätigkeit als Komponist, Pädagoge und Musikwissenschaftler.
Er unterrichtete im Liceo Musicale „G.B. Viotti“ von Vercelli (von 1965 bis 1981), dem Konservatorium „Antonio Vivaldi“ von Alessandria (von 1981 bis 2004) und erteilte von 1984 bis 2003 Meisterkurse an der Internationalen Musikakademie „Lorenzo Perosi“ in Biella.
Ungezählte junge Gitarrist*innen besuchten über einen Zeitraum von 20 Jahren seine mehrwöchigen Sommerkurse in Trivero.
Von 1997 bis 2005 war er künstlerischer Leiter der Stiftung „Andrés Segovia“ in Linares und editierte den musikalischen Nachlass des spanischen Meisters.
Sein umfangreicher Werkkatalog umfasst Stücke für Sologitarre, Gitarre und Orchester, didaktische Werke und verschiedene Transkriptionen und Orchestrierungen.
Er erhielt in seiner Karriere zahlreiche Ehrungen und Preise. Darunter die dreimalige Verleihung der "Goldenen Gitarre" (1997 für seine Kompositionen, 1998 für seine Lehre und 2000 für seine musikwissenschaftliche Forschung) des italienischen Gitarrenkongresses. 2009 wurde er für den „Artistic Achievement Award – Hall of Fame“ der Guitar Foundation of America nominiert und 2011 ernannte ihn das Córdoba Guitar Festival (Spanien) zum „Jornadas de Estudio“.
Die Gitarrenwelt hat mit Angelo Gilardino eine vielseitig gebildete Persönlichkeit verloren, deren Anliegen, künstlerisch-gitarristische Grenzen auszuloten und zu überschreiten, in seinen zahlreichen Schüler weiterleben wird.
Harald Kühn im Januar 2022
(1989 bis 1995 Schüler von A. Gilardino)