Nachruf für Prof. Gerd-Michael Dausend
Radevormwalder Musikschule e.V.
Am Sonntag, dem 03.02.2019 verstarb unser so geschätzter Kollege und Freund Gerd-Michael Dausend im Alter von 66 Jahren nach langer, schwerer und mit großer Kraft und Tapferkeit ertragener Krankheit. Über mehr als 4 Jahrzehnte gehörte er dem Kollegium unserer Hochschule für Musik und Tanz Köln am Standort Wuppertal an und leitete zudem lange Jahre einen großen Bezirk der Bergischen Musikschule, an der er auch der Fachbetreuer für die gesamten Kolleginnen und Kollegen der Zupfinstrumente war.
Gerd Michael Dausends Weg zur Musik führte, wie bei so manchen seiner Generation und des Instrumentes, in seiner Jugend zunächst über die Pop- und Rockmusik, bevor er dann zur „klassischen“ Gitarre fand. Nach seiner schulischen Laufbahn hat er zunächst eine Berufsausbildung als Setzer bei einer Druckerei absolviert, bevor er dann ein Studium der Musik, damals noch beim leider auch so früh verstorbenen Kollegen Prof. Hans-Michael Koch begann, welches er nach dem Ruf von H. M. Koch nach Hannover bei Prof. Dieter Kreidler in Wuppertal abschloss. Mit ihm und Hans-Michael Koch waren die drei Kollegen auch die Gründer des noch heute so erfolgreichen Internationalen Bergischen Gitarrenfestivals, das damals, vor mehr als 40 Jahren, noch als Werkstattkurs „Die Gitarre in Unterricht und Praxis“ begann.
Im Wintersemester 1976/77 nahm er seinen ersten Lehrauftrag an der Hochschule in Wuppertal für die Gitarre an und seit dieser Zeit war er dem Hause verbunden. Er war damit der Dienst-älteste Kollege des Hauses.
In seiner langjährigen Berufstätigkeit und weit über diese hinaus, hat Gerd-Michael die Entwicklung des Instrumentes an unserem Haus, aber auch darüber hinaus nachhaltig mit gestaltet, ja geprägt. Seine Arbeit als Instrumentalpädagoge mit seinen Studierenden und Schülerinnen und Schülern, war gekennzeichnet durch eine enorme Kompetenz, die den jeweiligen historischen Kontext der Werke, die analytische Ebene und die künstlerischen Aspekte gleichermaßen berücksichtigend, als Basis der interpretatorischen Auseinandersetzung mit den zu erarbeitenden Werken ansah. Sein diesbezügliches Wissen durfte man ohne Übertreibung geradezu als lexikalisch bezeichnen. Er sah sich immer als Lehrer, der seine Schüler zur selbständigen Auseinandersetzung mit dem Werk herausforderte, fachlich begleitete aber nicht gängelte oder gar reglementierte.
Sein untrügliches Wissen um Qualität war ein hoher Maßstab, von dem viele seiner Studierenden aber auch Kolleginnen und Kollegen profitieren bzw. teilhaben konnten. Seine Empfehlungen zu Ausgaben und Werken waren auch für unsere Klassen und uns als Dozenten*innen immer beachtenswert und hilfreich. Dabei war seine Art der Vermittlung den Studierenden gegenüber nie prätentiös, sondern sachlich, fürsorglich und bescheiden.
In seinen zahlreichen Ausgaben, die bei renommierten Verlagen erschienen, hat er stets seinen hohen Anspruch und seine Seriosität bewahrt. Seine Bücher zur Geschichte des Instrumentes zählen noch heute zur Standardliteratur und seine zahlreichen Artikel in Fachbüchern oder Magazinen sind in der Fachwelt nach wie vor hoch anerkannt. Seine Ausgaben, ob als Heraus-geber oder Bearbeiter von Werken für die Gitarre, waren stets gekennzeichnet von großer Sorgfalt, stilistischer wie historischer Kompetenz und wissenschaftlicher Redlichkeit.
Viele Jahre verband in eine kollegiale Freundschaft mit wichtigen Kollegen*innen, Forschern und Herausgebern der Musik unseres Instrumentes. Ein damit verbundener fachlicher Diskurs und Austausch fand nicht selten seinen Niederschlag in seinen so geachteten Publikationen.
So war er beispielsweise auch im Redaktions-Team der ersten Ausgaben von Gitarre & Laute, oder auch dem Zupfmusikmagazin und vielen weiteren Publikationsorganen der Gitarre. Viele seiner Artikel wurden übersetzt.
Bis zuletzt war er im Redaktionsteam unseres EGTA Journals und selbst vom Krankenbett aus noch Ratgeber für die Studierenden bei der Recherche der wissenschaftlichen Anteile ihrer Master- oder Bachelor-Projekte. Unzählige Examensarbeiten hat er thematisch inspiriert und betreut und stellte seine fachliche Kompetenz auch für die Erarbeitung und inhaltliche Gestaltung neuer Studienprofile, beispielsweise des „Profil Individuale“ im Bereich der Aufführungspraxis und Konzertgestaltung zur Verfügung.
Seine Menschlichkeit und Zuverlässigkeit, seine Hilfsbereitschaft und seine Integrität waren und bleiben für uns Kollegen*innen und unsere Studierenden ein stetes Vorbild. So hinterlässt er eine kaum zu schließende Lücke in unserem Kollegium aber auch im Kreis derjenigen, die sich um die Vermittlung der Musik unseres Instrumentes und ihre damit einhergehende historische Auseinandersetzung verdient gemacht haben.
So verbleiben wir sehr traurig über seinen so frühen Tod, aber auch sehr dankbar für seine großartige Arbeit, seine Kollegialität und Freundschaft
In stillem Gedenken
Für den Vorstand der EGTA D e.V.
Prof. Alfred Eickholt
1. Vorsitzender