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Nachruf auf Michael Koch
* 28. Januar 1951; † 11. September 2025

Michael Koch beim EGTA-Tag
Michael Koch (zur Vergrößerung des Bildes bitte anklicken)

Noch im März dieses Jahres durften wir Michael Koch anlässlich unseres Gitarrensymposiums in Aschaffenburg mit dem Ehrenvorsitz unseres Verbandes auszeichnen. Damals schon durch eine langjährige, heimtückische Krankheit körperlich eingeschränkt, was er mit großer Würde und ungebrochenem Lebensmut ertragen hat. Das hat ihn jedoch nicht davon abhalten können, sein beispielloses Engagement und sein unschätzbares Wissen bis zuletzt in den Dienst unseres Instrumentes und seiner Musik zu stellen.

Bis zu seinem Rücktritt vom Amt des 2. Vorsitzenden Ende 2024, aber auch noch lange Zeit danach, hat er es sich nicht nehmen lassen, an unseren Vorstandssitzungen teilzunehmen, manchmal sogar vom Krankenhaus aus. Dabei war er als kluger und erfahrener Rat- und Ideengeber immer bestens informiert, gleichermaßen offen wie besonnen, humorvoll und optimistisch.

Seine Impulse und konkreten Vorstellungen von der Verbandsgründung an bis in seine 4 Jahrzehnte dauernde Vorstandstätigkeit, waren sehr oft ausschlaggebend für die Planung und Entwicklung zahlreicher Aktivitäten, Maßnahmen und Projekte unseres Berufsverbandes.

Sein musikalisches Talent trat schon sehr früh zu Tage, da er bereits als 15-jähriger sowohl Finalist des renommierten, damals zum 8. Mal ausgetragenen „Concours International de Guitare, de Radio France“ war, als auch Preisträger der Bundesauswahl Konzerte junger Künstler des Deutschen Musikrates.

Sein künstlerisches Gitarrenstudium absolvierte er bei Prof. Heinz Teuchert in Frankfurt, hinzu kam dann noch ein Studium der Schulmusik (Hauptfach Klavier) und der Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Saar an der er gleichzeitig auch schon einen Lehrauftrag für Gitarre ausübte. Er berichtete später etwas amüsiert darüber, dass dies nicht immer einfach für seine Klavier-Dozenten war, hier dem jungen Kollegen gegenüber die notwendige "pädagogische Autorität“ walten zu lassen. Bald darauf bekam er eine weitere Anstellung als Dozent für das künstlerische Hauptfach Gitarre, Kammermusik, Fachdidaktik und Unterrichtspraxis am Peter Cornelius Konservatorium und der Hochschule für Musik in Mainz.

Seine künstlerische Tätigkeit hat er nicht nur solistisch sondern besonders auch als Kammermusiker über viele Jahre fortsetzen können. Im Duo mit seiner Frau Ute, im Gitarrenquartett Sonido und später mit dem Neuen Münchner Gitarrenensemble, das auf den Spuren von Heinrich Albert diese Besetzung mit Terzgitarre, 2 Primgitarren und einer Quint-Bass-Gitarre zu neuer Aktualität führte. Außerdem war er mit zahlreichen Uraufführungen im Bereich der Neuen Musik betraut.

Darüber hinaus war für ihn die Arbeit in Forschung und Lehre des Instrumentes ein zentrales Anliegen, was er mit einer Mischung aus Neugier, Akribie, Engagement und hoher Kompetenz während seines gesamten Berufslebens wahrnahm.

In seiner Lehre befasste er sich wohl mit allen handwerklichen Prozessen unserer Instrumentalausbildung und hat seine Erkenntnisse und Erfahrungen, immer auch vor dem Hintergrund seines hohen künstlerischen Anspruchs zur erfolgreichen Entwicklung seiner Schüler*innen und Studierenden umgesetzt.

Er war Autor von Artikeln in Schriftenreihen, Büchern und Fachzeitschriften, war Referent auf zahlreichen Kongressen und Symposien, Dozent vieler Fortbildungsseminare und Herausgeber und Lektor der Verlage Ricordi und Hug.
Zudem war er Juror wichtiger Gitarrenwettbewerbe und Initator und Jury-Vorsitzender des Gitarrenbau-Wettbewerbes der EGTA D, den er bereits in den 90er Jahren ins Leben gerufen hat. Er hat sich ständig mit den ergonomischen Bedingungen und dem sogenannten Spielapparat von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen befasst und daraus Forderungen und Bedingungen abgeleitet und so in die Herstellungsprozesse der Instrumente übertragen können.

Damit gelang ihm eine Symbiose seines Wirkens auch hinsichtlich der weiteren körpergerechten Entwicklung von Instrumenten und der damit für ihn einhergehenden gesundheitlichen Prävention von Haltungs- und Spielschäden. In dieser Hinsicht haben wir seinem besonderen Engagement eine Entwicklung im Instrumentenbau von Schüler-Gitarren zu verdanken, die es ohne ihn so nicht gegeben hätte.

Dies alles geschah aus seiner großen Verantwortung und Fürsorge für alle Lernenden der Gitarre und somit nicht zuletzt auch für das Instrument und seine Musik, womit er auch unserem Berufsverband einen unschätzbaren Dienst erwiesen hat, der zu einem großen Teil auch unsere seriöse Akzeptanz und unseren Ruf in der Musikwelt geprägt hat.

Dazu kam sein hoch entwickelter ästhetischer Anspruch, an sauberer Intonation der Instrumente, die für ihn natürlich auch mit einer entsprechenden Entwicklung des Saitenmaterials, der Stege und vieler anderer Details im Gitarrenbau schlechthin zusammenhingen.

Dabei war auch die Zusammenarbeit mit Dr. Karl Sandvoss und dem Institut of String Instrument Guitar & Lute (kurz ISIGL) eine glückliche Allianz für unser Instrument. Wie auch seine zahlreichen Verbindungen und der damit einhergehende fachliche Austausch mit Meisterwerkstätten des Gitarrenbaus sehr bedeutend waren. Hier wirkte er gleichermaßen inspirierend und beförderte so auch zahlreiche neue Überlegungen, die auch Veränderungen im Gitarrenbau von Meisterinstrumenten mit sich brachten.

Was seine künstlerischen Maximen betraf, war die Geradlinigkeit, Ausdauer und Unbestechlichkeit seiner Persönlichkeit nicht Selbstzweck sondern immer sachlich orientiert. Seine klangästhetischen Positionen konnte er sehr gut, manchmal vielleicht auch unbequem, vertreten. Er war dabei aber nicht kompromisslos sondern blieb fair und setzte sich immer sachlich mit einer anderen Argumentation auseinander.

So erfüllt uns sein Tod zugleich mit großer Trauer aber auch mit großer Dankbarkeit für sein erfülltes Leben, welches er zu einem großen Teil auch unserem Beruf und unserem Verband gewidmet hat. Wir dürfen uns sehr glücklich schätzen, ihm begegnet zu sein und dass wir mit ihm so viele Jahre einen gemeinsamen Weg zur prosperierenden Entwicklung unseres geliebten Instrumentes und seiner Musik beschreiten durften.

Von Herzen danken wir Michael Koch, der diesen Verband mit seinen Erfahrungen und seinem Wissen, seiner Fantasie und seinem großen Engagement über 40 Jahre begleitet, gestaltet, ja geprägt hat, und seine Vorstandsarbeit mit absoluter Kollegialität und Freundschaft wahrgenommen hat. Seine Arbeit wird auch für künftige Generationen unseres Berufes bedeutsam bleiben, seine menschliche Integrität war beispielgebend.

Wir werden ihm immer ein ehrendes Gedenken bewahren.

Alfred Eickholt im Namen des Vorstands der EGTA D e.V.