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Nachruf auf Ulrich Müller

Ulrich Müller Ulrich Müller
Foto: Familie Müller

Ulrich Müller war Professor für klassische Gitarre an der Hochschule Osnabrück, Gitarrenbauer, Gründungsmitglied der European Guitar Teachers Association, Sektion Deutschland, bildender Künstler und vor allem ein Mensch, der in seinem Gegenüber Potenzial gesehen hat, wo viele es nicht gesehen haben.

Als Student war man sehr bemüht, seinem hohen Anspruch gerecht zu werden, denn er war ein strenger Lehrer, dessen großen Wirkungskreis man nur erahnen konnte. 

Und so erinnern sich viele seiner Studierenden an seine tiefe Liebe zur Musik, an Gitarren, die er speziell für sie gebaut hatte, an seine Gitarrenbauwerkstatt, an Noten mit unzähligen, durch seine Hand gezeichneten Ohren, die ermutigen sollten zuzuhören und deren Bedeutung sie erst viel später verstehen sollten, an Gespräche mit ihm über Gott und die Welt, Bach und Jimi Hendrix, bildende Kunst und epische Tennismatches mit Kollegen.

Ulrich Müller studierte zunächst am damaligen Städtischen Konservatorium in Osnabrück, dann bei Professor Bernard Hebb an der HfK Bremen, bevor er 1983 bei Professor Karl Scheit in Wien sein Konzertreife-Diplom ablegte.

Konzerte führten ihn seit den 1980er Jahren um die ganze Welt. Als Solist, auch mit Orchester, sowie in verschiedenen Kammermusikbesetzungen. Seit 1980 war er Dozent am Städtischen Konservatorium Osnabrück, später bis zu seinem Ruhestand Professor an der Hochschule Osnabrück.

In dieser Zeit nutzte er jede Möglichkeit um nach Granada zu reisen und Antonio Marin zu besuchen, von dem er alles über den Gitarrenbau lernte. Wissen, das er später an seine Studierenden in Gitarrenbau-Kursen weitergeben sollte.

Von dort stammte auch seine Liebe zur spanischen Musik, vor allem dem Flamenco. In diesem Zusammenhang entstand auch eine Gitarrenedition mit Eigenkompositionen. 

Sein Wissen wurde von vielen geschätzt. So war er Mitglied in mehreren Jurys für Gitarrenwettbewerbe, wie auch dem Gitarrenbauwettbewerb der EGTA. Besonders gute Schülergitarren lagen ihm am Herzen, denn guter Unterricht war ihm sehr wichtig. Er sorgte dafür, dass seine Studierenden nicht nur ihr Instrument hervorragend beherrschten, sondern auch das Unterrichten. 

In den letzten Jahren telefonierte ich oft stundenlang mit ihm. Wir sprachen viel über Johann Sebastian Bach, natürlich Jimi Hendrix, aber auch viel über seine und auch meine Kunst. Denn er, der besonders im Stil der informellen Malerei Emil Schumachers malte, ermutigte mich immer, meine eigene Malerei zu vertiefen. In diesen Telefonaten lernte ich noch eine weitere Seite Ulrich Müllers kennen- eine tiefe, philosophische, eine, die nach kausalen Zusammenhängen suchte, die ihn auch oft zweifeln ließ, aber ständig an das Gute im Menschen glaubte. Zuzuhören bezog sich nicht mehr nur auf die Musik, sondern auf die gesamte Innenwelt, auf den Körper, auf das große Ganze. Und das ist die eigentliche Bedeutung der „Ohren“ in den Noten.

So versuche ich nun in meinem eigenen Unterricht als Lehrer das Potenzial jedes Einzelnen zu entfalten und denke dabei auch oft an Uli.

Wir sind sehr dankbar für sein Wirken, er wird uns fehlen.

(Christian Wolff – Studium von 2008-2013)